Hintergrund

Advent heißt Ankunft

„Wir sagen Euch an, den lieben Advent“, heißt es in einem bekannten Lied der Vorweihnachtszeit. Auch die Windsbacher zelebrieren in ihren Adventskonzerten Warten und Vorfreude auf das Fest der Feste.

In den christlichen Konventionen ist es nicht das Weihnachtsfest, also die Feier der Geburt Jesu und damit der Menschwerdung Gottes, das den Beginn des Kirchenjahres markiert, sondern die Zeit des Advents.

Seine Wurzeln lassen sich bis ins Italien des fünften Jahrhunderts nach Christus zurückverfolgen. In Rom wurde eine Adventsliturgie erstmals im sechsten Jahrhundert gefeiert und Papst Gregor der Große setzte die Zahl der Adventssonntage auf vier fest, wobei die Adventszeit beispielsweise in Mailand oder in der syrisch-orthodoxen Kirche sogar sechs Wochen dauert. Im 13. Jahrhundert verbreitete vor allem der Franziskanerorden die römische Praxis und Papst Pius V. bestimmte um 1570 schließlich die Adventsliturgie für die katholische Kirche.

Der erste Advent fällt in den christlichen Konfessionen immer auf den viertletzten Sonntag vor dem 25. Dezember. Von Beginn an galten diese Wochen als Buß- und Fastenzeit sowie als Rüstzeit für das Christfest, in der Tanzen und Heiraten verboten waren. Jeder der vier Sonntage im Advent hat dabei seine eigenen liturgischen Gesänge sowie einen Topos: Der erste Advent thematisiert das Kommen des Herrn, der zweite ist der Vorbereitung auf den Erlöser gewidmet, der dritte stellt Johannes den Täufer in den Mittelpunkt und der vierte ist Maria, der Mutter Gottes gewidmet.

Erster Adventskranz 1838 in Hamburg

Als Symbol der Adventszeit eher jung ist der Adventskranz: 1838 stellte der Theologe Johann Hinrich Wichern (1808-1881) einen solchen im „Rauhen Haus“, einer Hamburger Anstalt zur Rettung verwahrloster und schwer erziehbarer Kinder, erstmals auf. Ab 1860 wurde der ursprünglich hölzerne Kranz mit Tannenreisig geschmückt und fand seinen Weg erst in die protestantischen und Anfang des 20. Jahrhunderts auch in die katholischen Familien.

In Bayern verbreitete sich der Adventskranz erst nach dem ersten Weltkrieg. Doch in Altbayern und Oberösterreich hat dieser Brauch einen Vorläufer: das Paradeiserl. Die Pyramide aus Holzstäben oder Eisen wurde schon im Mittelalter und damit lange vor dem Christbaum aufgestellt. Das Paradeiserl trägt drei rote Äpfel in den Ecken und einen auf der Spitze; auf den Äpfel stecken Kerzen, die nacheinander angezündet werden, als letzte die auf der Spitze.

Advent: Für die einen, die Älteren, ist es die Zeit der Vorbereitung, für die anderen, jüngeren die des Wartens. Würde ein Außerirdischer im Spätsommer auf der Erden landen und hätte sich zuvor über die Bewohner des blauen Planeten, ihre Sitten und Bräuche informiert, könnte er angesichts der immer früher angebotenen weihnachtlichen Süßigkeiten in den Regalen der Supermärkte und Discounter vermuten, das Christfest stehe unmittelbar vor der Tür. Je näher Weihnachten tatsächlich kommt, umso mehr übertönt heute die hektische Vorweihnachtszeit den besinnlichen Moment des Advents. Wann und wo kann die Seele dann zur Ruhe kommen?

Wie so oft ist es die Musik, die uns hier einen Schlüssel zur Hand gibt, mit dem man gleichsam einen Ruheraum aufschließen kann, um vorweihnachtliche Besinnlichkeit zu zelebrieren. Die Windsbacher tun dies jedes Jahr mit einem besinnlichen und wunderschönen Motettenprogramm. Wann und wo können Sie im Konzertkalender lesen.