Portrait

Das Ziel im Auge

Windsbacher sind es gewohnt, musikalisch und künstlerisch Höchstleitungen zu bringen – egal ob in der Hamburger Elbphilharmonie oder in einer kleinen Dorfkirche. Zu Recht wird das Arbeiten im Chor mit dem Hochleistungssport verglichen.

Niklas Hofmann ist Leichtathlet und Mitglied im Kader des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes. Hier träumt man von Olympia. Dieses Fernziel faszinierte auch Niklas: der Show-Act, die Aufmerksamkeit des Publikums, ein Messen auf Profiniveau. Das würde er auch gerne mal machen – und genoss genau das doch schon lange: als Sopran des Windsbacher Knabenchores.

Doch irgendwann muss man hier stimmbruchbedingt pausieren – der eine kürzer, der andere länger. 14 Monate waren es bei Niklas Hofmann, die er jedoch gut nutzte: Seine Familie ist äußerst sportlich, alle sind Mitglieder im TSV 1860 Ansbach. Auch Niklas, dessen Bruder Alexander bereits als Tagesheimschüler im Chor sang, fuhr an den nun freien Wochenenden nach Hause in Sachsen bei Ansbach, um seine sportliche Ader sowie sein Talent zu entdecken – „hartes Training“ war er ja gewohnt. Mittlerweile hat er mehrere Titel gewonnen, war 2. Bayernmeister im Hochsprung und 1. im Hürdenlauf, wo er auch als 3. Süddeutscher Meister Erfolge feierte.

Derzeit ruht der Sport ein wenig, denn der Knabenchor ist für den 17-Jährigen, der mittlerweile im Bassregister singt, nach eigener Aussage aktuell wichtiger. Von Lehrgängen und Trainingsphasen des Kaders in Oberhaching ist er chorbedingt befreit, Sport wird jetzt vor allem in den Ferien getrieben: „Da ist es am wichtigsten, am Ball zu bleiben: Je weiter Du ins Profilager aufrückst, umso mehr Disziplin brauchst Du, da reicht Talent nicht mehr“, weiß Niklas.

Doch auch das kennt er ja aus Windsbach. Hier ist es die Musik und vor allem das gemeinsame Singen, das Niklas begeistert: Anders als beispielsweise im Hürdenlauf, wo ein einzelner siegt, geht das im Chor nur zusammen. Und diesen Mannschaftsgeist genießt der junge Spitzensportler nun bei Bach, Brahms und Bruckner. Vor allem jetzt, als Männerstimme: „Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft.“ Und die fuhr in der Vergangenheit durchaus auch mal im Bus zu einem von Niklas‘ Wettkämpfen, um ihn anzufeuern.

Der unbedingte Wille, zu den Besten zu gehören

Bei ihm spiegelt sich das eine im anderen: Der unbedingte Wille, zu den Besten zu gehören und das Glücksgefühl, wenn er als erster durchs Ziel geht oder die Messlatte nicht gerissen hat. Lampenfieber und Nervosität vor einem Wettkampf kennt Niklas weder als Leichtathlet noch als Sänger, Durchhaltevermögen und die Disziplin braucht es hier wie dort. In Windsbach ist Martin Lehmann sein Trainer und sagt ihm, wo es langgeht: Unterordnen, das ist auch so etwas, was im Sport ebenfalls unabdingbar ist. Als Männerstimme ist Niklas jetzt eine Autorität für die jüngeren Sänger – er weiß um die Verantwortung, auch hierauf hat er im Chor trainiert.

Wo es für ihn selbst mal hingehen soll, weiß der fitte Sänger noch nicht so genau. In Windsbach macht er 2021 sein Abitur. Dem Sport will er danach aber auf jeden Fall treu bleiben. Und mit dem, was man ihm in Verein und Knabenchor beibringt, hat er es auf jeden Fall in der Hand, einmal hohe und weite Sprünge zu machen – und so gut wie alle Hürden zu meistern.