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Festkonzert mit Paukenschlag

Im Nürnberger Serenadenhof feierten die Windsbacher ihren 75. Geburtstag mit Gästen und befreundeten Ensembles. Das geplante Knabenchorfestival mit nationalen und internationalen Chören wurde Corona bedingt auf 2022 verschoben.

Vorbei an wartenden Menschen, die zum Nürnberger Volksfest strömten, gelangten die Gäste des Jubiläumskonzerts der Windsbacher anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Knabenchors zum Serenadenhof. 250 Gäste waren dort behördlich erlaubt, während Tage zuvor Zehntausende im Londoner Wembley-Stadion das Fußball-Spiel zwischen Deutschland und England verfolgen durften.

Bekannterweise verlor die National-Elf das Spiel. Der Windsbacher Knabenchor jedoch gewinnt: die Herzen seiner Zuhörer in Mittelfranken, Deutschland und der ganzen Welt. Seit Hans Thamm den Chor vor 75 Jahren gründete, ging es bergauf, später unter Karl-Friedrich Beringer und aktuell unter Martin Lehmann, der seit zehn Jahren Dirigent der Windsbacher ist.

Zwei Ehrengäste ergriffen an diesem Abend das Wort. Unter dem Motto „Erst die Gewalten, dann die Gewählten“ überließ der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, ein bekennender Fan der Windsbacher, dem (allerdings ebenfalls gewählten) Landesbischof den Vortritt. Und Heinrich Bedford-Strohm bekannte: „Es ist ein bisschen wie ein Wunder, was aus dem kleinen Chor geworden ist, den Hans Thamm 1946 gegründet hat. Und wir sind als Bayerische Landeskirche von Herzen dankbar für den Windsbacher Knabenchor. Immer wenn ich ihn höre, geht buchstäblich der Himmel auf.“ Bedford-Strohm betonte auch die Wichtigkeit der Windsbacher als Vermittler der christlichen Botschaft: „So viel Segen geht von Windsbach aus und das Evangelium wird von den aktiven und einstigen Choristen in die Welt getragen.“

„Der Freistaat Bayern ist stolz darauf, dass es die Windsbacher gibt“, freute sich auch der bayerische Innenminister Herrmann. Nicht nur angesichts der Herausforderungen, die aktuell Corona an den Chor stelle, sei es beeindruckend, dass und wie es dem Chor gelinge, immer wieder neue Generationen von Jungen für das gemeinsame Singen im Knabenchor zu gewinnen. Windsbach präge – auch den Freistaat: „Heuer werden die bayerische Polizei, der Landtag und unsere Verfassung 75 Jahre alt“, zählte der Innenminister auf. Und da machten die Windsbacher einen guten Anfang.

„Jauchzet dem Herrn alle Welt“, war das erste Stück des Abends: Es gehört seit Gründung zum festen Repertoire des Knabenchors. Und auch an diesem Abend klang es ergreifend. Corona hat der Chorlandschaft und vor allen den Knabenchören durch Auftritts- und sogar Probenverbote teils verheerende Schäden zugefügt. Auch in Windsbach spürte man das heftige Beben und reagierte mit Onlineproben und – als es langsam wieder möglich war, gemeinsam zu singen – Chorarbeit in Kleinstgruppen.

Beeindruckender Klang und große Musizierfreude
Offenbar ist es Martin Lehmann und seinen Kollegen in Chor und Internat gelungen, den „Laden zusammen zu halten“, denn der Windsbacher Knabenchor begeisterte – wie auch bereits in Streaming-Konzerten 2020 – mit beeindruckendem Klang und lebendiger Musizierfreude. Im geistlichen, von Lehmann dirigierten Teil, erklang neben Werken unter anderem von Anton Bruckner, Heinrich Schütz und Knut Nystedt auch eine anlässlich des Chorjubiläums entstandene Auftragskomposition des 1949 geborenen Komponisten Javier Busto: „Laudes Creatorum“ gestalteten die Windsbacher mit schönem Melodienfluss und packender Binnendynamik, wobei der Leitvers immer neu und anders gestaltet wurde.

Das von BR-Sprecher Clemens Nicol, notabene einem ehemaligen Windsbacher, unterhaltsam moderierte Konzert bot übrigens nicht nur den Knabenchor selbst auf. Und dass für Windsbacher Jungs mit dem Singen nach dem Abitur längst nicht Schluss ist, bewies das Ensemble Sonat Vox, das der Ehemalige Justus Merkel gemeinsam mit anderen einstigen Choristen 2015 gründete und das in den sechs Jahren seines Bestehens bereits große Erfolge feierte. Abseits vom üblichen Männerchorklang und mit Altusbesetzung eher an die amerikanischen Kollegen von Chanticleer erinnernd, begeisterte Sonat Vox vor allem mit der fünfstimmigen Motette „I know“, die der litauische Komponist Vytautas Miškinis dem Ensemble gewidmet hat.

Leider wurde der Auftritt von Sonat Vox durch ein parallel am Nürnberg Dutzendteich stattfindenden Trommel-Live-Konzert begleitet, doch war es beeindruckend, wie wenig sich die Sänger wie auch die folgenden Windsbacher unter der Leitung von Martin Lehmanns Assistenten Alexander Rebetge von dieser Geräuschkulisse beeindrucken ließen. Nach dem Knabenchor trat mit dem erstmals von Martin Lehmann geleiteten Monte Soprano Ensemble ein weiterer Ehemaligenchor auf, der in Nicht-Corona-Zeiten durchaus mit dreistelliger Besetzungsstärke musiziert. Den Abschluss des Jubiläumskonzerts bildete dann ein gemeinsamer Auftritt aller Sänger, die mit Max Regers „Nachtlied“ ihre Gäste stimmungsvoll verabschiedeten.