Ticker

Karl-Friedrich Beringer wird 75

Es ist nicht übertrieben zu sagen, ohne diesen Mann gäbe es die Windsbacher in ihrer heutigen Form wohl kaum: Von 1978 bis 2011 leitete er den Knabenchor, der nur ein wenig älter ist als er. Am 7. Januar wird Karl-Friedrich Beringer 75 Jahre alt.

„Musik liegt ihm im Blut“, lautet die Überschrift eines Specials, mit dem der Bayerische Rundfunk im Dezember 2011 den Lebensweg von Karl-Friedrich Beringer nachzeichnete. Grund war der nahende Abschied als Chorleiter. 1948 kommt der jüngste von drei Brüdern zur Welt und wird in eine musikalische Familie hineingeboren, die jedoch ohne Vater ist: Fünf Monate vor Beringers Geburt ist der überraschend verstorben.

Bei den Beringers lernt – wie heute im Knabenchor üblich – jedes Kind ein Instrument. Und das prägt: Der junge Karl-Friedrich studiert am Nürnberger Meistersinger-Konservatorium: Klavier ist sein Hauptfach, Oboe und Orgel die Nebenfächer. Doch man rät Beringer von einer Profikarriere als Pianist ab und gibt stattdessen einen wegweisenden Ratschlag: Chorarbeit. So beendet Beringer sein Studium und unterrichtet erst mal fachfremd an verschiedenen Schulen Fächer wie Erdkunde und Verkehrserziehung.

Chordirigent mit Haut und Haaren

Mit 22 Jahren gründet er den Amadeus-Chor Neuendettelsau, seinen Chor. Auf dem dortigen theologischen Feld „wachsen“ gute Stimmen, die alle zu Beringer kommen und wie er eines wollen: Perfektion. Binnen weniger Jahre hat das noch heute bestehende (und mit Benedikt Haag von einem Ex-Windsbacher geleitete) Ensemble in Bayern einen exzellenten Ruf.Der klingt bald auch über die Grenzen des Freistaats hinaus. Als Hans Thamm, der den Windsbacher Knabenchor 1946 gründete, in den Ruhestand geht, schlägt Beringers Stunde. Der Dirigent selbst spricht seinen späteren Nachfolger darauf an. Und der macht das Rennen.



Im Januar 1978 wird Karl-Friedrich Beringer Leiter des damals zwar regional, aber noch nicht national bekannten oder gar weltberühmten Knabenchors. Es ist das Verdienst des damals Dreißigjährigen, dass sich dies bald ändert: Er macht die Windsbacher in der Welt bekannt und bringt den Knabenchor an die Spitze, so dass später mal in der Frankfurter Rundschau zu lesen ist: „Es gibt keinen besseren Knabenchor, nirgendwo auf der Welt.“

Mit Beringer kommen die Windsbacher ganz nach vorne und halten sich dort – mit unermüdlicher Kärrnerarbeit. Der Dirigent arbeitet hart, was sich nur ändert, wenn auch die Jungs im Chor das tun. Dann nämlich wird auch eine Probe zur Sternstunde. Am Ende stehen unvergessliche Konzerte: für das Publikum natürlich, für die Kritiker, aber eben auch für die Sänger und ihren Dirigenten. Das Verhältnis zwischen Chor und Dirigent fasziniert, denn Beringer ist streng, zuweilen laut und – diplomatisch ausgedrückt – direkt. Wer die Probenarbeit nur von außen erlebt, staunt über die enge Bindung, denn am Ende scharen sich die kleinen und großen Sänger um ihren „Chef“. Und der hat für jeden ein offenes Ohr.

Das bleibt auch anderen Chören nicht verborgen. Beringer erhält Angebote, unter anderem aus Dresden. Doch er bleibt Windsbach treu. Als man ihn wegen seiner eigenwilligen Pädagogik angreift, steht der Chor wie ein Mann hinter ihm. „Karl-Friedrich ist kein Diplomat. Aber er ist ehrlich, grundehrlich. Er gaukelt niemandem etwas vor. Das ist der Vorteil beim Knabenchor, sie wissen genau, wie sie beim Chef dran sind“, sagt sein Bruder Karl-Günter im erwähnten BR-Beitrag.



Doch die Arbeit mit einem Knabenchor, der ja anders als ein professionelles Erwachsenenensemble Stimmbruch bedingt mit immer wieder wechselnden Besetzungen arbeiten muss, zehrt an den Kräften aller Verantwortlichen. Es wird immer schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden. Trotzdem schafft es Beringer, den Ruf der Windsbacher national wie international zu festigen. „Ein Chor ist nur so gut wie sein Dirigent“, hat er mal selbstbewusst gesagt – und an anderer Stelle gegenüber seinen Sängern eingeräumt: „Ohne Euch bin ich nichts.“

Ganz ohne Windsbach(er) geht es nicht

Trotzdem beschließt Beringer, die Chorleitung Ende 2011 abzugeben. Sein Nachfolger wird bis 2022 Martin Lehmann. Der einstige „Chef“ hat in Merkendorf ein Haus gebaut, wo er, mittlerweile Großvater, mit seiner Frau Heidi lebt. Ganz ohne Windsbach? Nicht ganz: Aus dem Ehemaligenverbund Monte soprano e. V. ging vor einigen Jahren ein Männerchor hervor, inspiriert durch die von Beringer in seinen letzten Windsbacher Jahren dirigierten Ehemaligenkonzerte. Die jungen und alten Männerstimmen halten ihm die Treue und genießen es, zu den projektbezogenen Proben und Konzerten zu kommen und unter ihrem alten Chorleiter zu singen: Musik liegt ihm eben im Blut.

Karl-Friedrich Beringer wird am 7. Januar 75 Jahre alt. Die Sänger des Windsbacher Knabenchors, der mittlerweile vierte Chorleiter Ludwig Böhme sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Chor und Internat gratulieren aufs Herzlichste und wünschen dem Jubilar für die kommenden Jahre Gesundheit und Zufriedenheit und dafür Gottes reichen Segen.

Hier geht es zu einer Fotogalerie und weiteren Berichten des BR-Specials.