Ticker

Pressegespräch zum Saisonstart

Im jährlichen Saison-Pressegespräch informierten Dirigent Martin Lehmann und der neue Internatsdirektor Bernd Töpfer die Medien über die anstehenden Konzerte und stilistischen Schwerpunkte der kommenden Monate.

Neues Spiel, neues Glück? Ersetzt man das Wort Spiel durch Schuljahr oder Saison, trifft das auf den Windsbacher Knabenchor durchaus zu: Aktuell darf der Chor wieder „normal“ proben, sprich ohne Abstände sitzen und singen, woran ihn Corona fast anderthalb Jahre lang gehindert hatte. Insofern sind die Windsbacher – bei strenger Einhaltung des geltenden 3G-Grundsatzes – nun wieder in der Lage, sich wie gewohnt auf die Herausforderungen der neuen Saison vorzubereiten.

Und die sieht die Fortsetzung der ein Jahr dauernden „Jubiläumsfeier“ anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Windsbacher Knabenchors vor. Der erste Auftritt nach den Sommerferien findet mit der 519. Lorenzer Motette am 24. September just an dem Tag statt, an dem Chorgründer Hans Thamm 100 Jahre alt geworden wäre. Zu diesem Anlass ist auch ein Buch von Prof. Dr. Max Liedtke und des ehemaligen Windsbachers Dr. Werner Ertel über die Geschichte des Chores und Persönlichkeit seines Gründers erschienen.

Nach einem ersten Konzert in Münsterschwarzach Anfang Oktober steht mit der Aufführung des Oratoriums „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy gleich das erste Highlight im Konzertplan – und mit ihm der musikalische Schwerpunkt der Saison: „Gerade dieses Werk begeistert die jungen Sänger durch seine fast theatralische Darstellung der alttestamentarischen Geschichte des Propheten Elias und seine romantische Musiksprache“, so Martin Lehmann. Da lange nicht klar war, ob das Oratorium in der erforderlichen Art und Weise geprobt und auch aufgeführt werden kann, machten sich die jungen Sänger jeder für sich und am heimischen Rechner mit der Musik des „Elias“ vertraut, so dass man sich nun auf erste Konzerte mit diesem Werk freuen kann: Neben Ansbach und Aschaffenburg reist der Chor im November gemeinsam mit den Nürnberger Symphonikern und einem Quartett namhafter Solisten zu einem Gastspiel in den neuen Konzertsaal Cofena in Antwerpen. Der Vorverkauf für das Ansbacher Konzert in St. Gumberts startet am 30. September.

Nachwuchssänger gesucht!

Wie ist der Chor aktuell aufgestellt? „Klanglich befinden wir uns noch in der Sondierungsphase“, berichtete Martin Lehmann in der Saison-Pressekonferenz in Nürnberg, wobei dies ohnehin auf jeden Schuljahresbeginn nach den Sommerferien zutrifft. Nach innen habe der Chor durch die Auswirkungen von Corona auf jeden Fall eine Stärkung erhalten: „Die Solidargemeinschaft des Chores ist durch das Zusammenrücken gekräftigt worden, die Älteren kümmern sich noch intensiver um die Jüngeren“, freut sich der Dirigent. Während der Pandemie war die Chorvorbereitung aufgelöst worden, um alle Stimmen im auf vier einzelne Ensembles aufgeteilten „großen“ Chor bestmöglich betreuen zu können; nun ist man wieder zur Normalität zurückgekehrt, um die neuen Windsbacher auf ihren Übergang vorzubereiten.

Im Chorplan finden sich neben zahlreichen Terminen für Motetten in St. Lorenz und Konzerte in Bayern und weit über die Landesgrenzen hinaus auch solche für das Vorsingen, wobei man sich in Windsbach auch über Quereinsteiger freut. Was die musikalische Eignung für den Chor betrifft, betont Lehmann die Gesundheit der Stimme, Neugier und Spaß am gemeinsamen Singen. Denn die Anmeldezahlen neuer Windsbacher sind Pandemie bedingt nicht allzu hoch: Zehn Sänger zählte man zu Schuljahresbeginnen, normalerweise rechnet man im Chor mit 20 bis 25 Knaben. Mit intensiver Nachwuchssuche wollen die Windsbacher den Corona-Trend umkehren und im kommenden Schuljahr erneut die 20er-Marke anvisieren. Gut aufgestellt ist der Chor hingegen in den sechsten und siebten Klassen, die aktuell jeweils mehr als 20 Knabenstimmen stellen. Da der mit der Suche nach geeigneten jungen Stimmen befasste Schul-Scout Bernd Lang in den vergangenen Monaten keine Besuche in Bildungseinrichtungen absolvieren konnte, sind auch die mittlerweile fünf Klangfänger-Gruppen, mit denen die Windsbacher mit qualifiziertem und engagiertem Personal interessierte und stimmlich begabte Jungs ans Singen im Knabenchor heranführen, aktuell eher spärlich besetzt. Auch hier will man verstärkt gegensteuern.

„Ein Jahr mit gerade mal einstelligen Nachwuchszahlen ist nicht schön, aber verkraftbar“, betont Lehmann: „Das hat es auch schon früher in der Historie der Windsbacher gegeben.“ Ein weiteres würde schon an die Substanz gehen. Daher ist es dem Dirigenten auch im Hinblick auf seinen Nachfolger, der zu Beginn der Saison 2022/2023 den Chor übernehmen soll, wenn Lehmann nach Dresden wechselt, wichtig, dass die Eltern das Vertrauen in die Einrichtung Windsbacher Knabenchor behalten: „Wir erziehen die Jungs so, dass immer die Musik im Vordergrund steht und nie der, der dirigiert“, sagte der Chorleiter und wies darauf hin, dass die Windsbacher während der Pandemie ja bereits mit vier verschiedenen Dirigenten – Lehmann selbst und drei Assistenten – gearbeitet und auch konzertiert hätten: „Sie sind also gewohnt, eine neue Handschrift kennenzulernen und sich darauf einzulassen.“

Weihnachtskonzert wird live im Radio übertragen

Wenn alles gut geht, wird jedoch wieder ausschließlich Martin Lehmann die Konzerte der aktuellen Jubiläumssaison dirigieren. So darf sich das Publikum in der Adventszeit auf die glanzvoll-feierlichen Klänge der weihnachtlichen A-cappella-Konzerte in Begleitung des Salaputia Brass Quintetts und des Classic Brass Ensembles freuen. Das Konzert in der Friedenskirche Nürnberg am 19. Dezember wird dabei im Rahmen des Euroradio Christmas Music Day von BR Klassik live europaweit übertragen. Im Januar holt der Chor die verschobene CD-Produktion mit zeitgenössischen Weihnachtsliedern nach, die dann im Dezember 2022 bei Sony Classical veröffentlicht werden soll.

Neu in dieser Spielzeit ist die Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Nürnberg: Zwei Windsbacher Chorsänger werden in der Debussy-Oper „Pelléas et Mélisande“ das Sopran-Solo des kleinen Yniold übernehmen. Die Premiere ist Ende Januar 2022 geplant. Als weitere Höhepunkte gelten das Knabenchorfestival in Nürnberg mit deutschen und internationalen Chören wie dem Knabenchor Hannover und dem norwegischen Ensemble Nidarosdomens Guttekor am 18. Juni sowie eine sommerliche Konzertreihe mit dem Akkordeonisten Maciej Frąckiewicz, einem Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs. Weitere Aufführungen des „Elias“, diesmal mit den Stuttgarter Philharmonikern, folgen zum Ende der Saison im Rahmen des Rheingau Musikfestivals sowie in der Nürnberger Meistersingerhalle.