Hintergrund

Windsbacher in Bild und Ton

Der Knabenchor geht medial neue Wege und präsentiert sich aktuell mit verschiedenen Videos im Netz. Das erste erscheint thematisch passend zum Buß- und Bettag.

Im vergangenen Sommer standen die Windsbacher vor der Kamera. Doch waren es keine TV-Aufnahmen: Der Knabenchor hatte in der Ansbacher St. Gumbertus-Kirche mehrere Stücke und ansprechende Videoclips aufgenommen. Die werden nun nach und nach auf dem eigenen YouTube-Kanal, bei Facebook und Instagram veröffentlicht. Auch als Audiodatei kann man die Werke ab Dezember bei den einschlägigen Streamingdiensten herunterladen.

Eingespielt wurden mit den Motetten „Frohlocket, Ihr Völker auf Erden“ und „Herr, gedenke nicht unserer Übeltaten“ zwei Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, einem laut Dirigent Ludwig Böhme für die Windsbacher extrem wichtigen Komponisten. Von William Byrd hat man ein „Ave Maria“ aufgenommen und mit der „Loreley“ ist auch das Genre der Volkslieder vertreten. Der Chor präsentiert diese Videos natürlich nicht beliebig, sondern wählt dafür jeweils einen thematischen Bezug.

Thematische Bezüge

Als erstes ist „Herr, gedenke nicht unserer Übeltaten“ zu sehen und zu hören. Anlass der Veröffentlichung ist der Buß- und Bettag. Am Totensonntag, der in diesem Jahr auf den 26. Novembet fällt, ist dann als zweite Veröffenltichung „Ave Verum“ geplant, und am ersten Adventsonntag „Frohlocket ihr Völker.“ Die Windsbacher werden in loser Reihenfolge in den nächsten Monaten weitere kurze Videoclips veröffentlichen.

Das hier zu sehende Video ist in elegantem Schwarz-Weiß gehalten und bildet bewusst nicht den singenden Chor in Echtzeit ab, sondern speist sich aus stimmungsvollen Szenen, die die Tonspur verhalten und doch aussagekräftig illustrieren. „Mit diesen Videos gehen wir bewusst neue Wege in der audio-visuellen Präsentation“, erklärt Chormanagerin Claudia Brinker: „Die Windsbacher passen sich damit den sich ändernden Hör- und Sehgewohnheiten an, die auch im klassik- und vokalmusikaffinen Publikum stattfinden.“ Realisiert wurde das Video von Kameramann Marc Philip Ginolas, Tonmeister war Tobias Hoff. Finanziert wurde die Videoproduktion vom Patronat Windsbacher Knabenchor.

Die Motette „Herr, gedenke nicht unserer Übeltaten“ entstammt den „Sechs Sprüchen zum Kirchenjahr“ op. 79 von Felix Mendelssohn Bartholdy. In der Vertonung der sechs Sprüche bediente sich Mendelssohn einer Art „Palestrina-Stil“, wobei es ihm um eine Erneuerung der Motette ging: Obwohl diese Gattung historisch bereits als überholte galt, wollte der Komponist sie mit den Stilmitteln seiner Zeit bereichern. Die bewusste Orientierung an älteren Vorbildern der Kirchenmusik sollte diese wieder in die Liturgie des Gottesdienstes einbinden und ihr unterordnen. So sind die „Sechs Sprüche“ ausdrücklich für diesen Rahmen bestimmt. Mendelssohn Bartholdy komponierte sie zwischen 1843 und 1846 in seiner Funktion als Berliner Generalmusikdirektor als Auftragswerk für den Berliner Domchor über bevorzugte Verse seines Königs Friedrich Wilhelm IV.



Das relativ kurze Stück war, wie die anderen „Sprüche“, ursprünglich einer konkreten Feierlichkeit im Kirchenjahr zugeordnet, nämlich der Passionszeit. Alle Stücke enden jeweils mit einem wiederholten „Halleluja“. Einmal mehr wird in dieser Musik deutlich, wie facettenreich und tiefgründig Mendelssohn Bartholdy die Themen Tod und Hoffnung im Rahmen kleinerer Chorformate kompositorisch auszugestalten vermochte. Der Text der hier vorgestellten Motette lautet: „Herr, gedenke nicht unserer Übeltaten / und erbarme Dich unseres Elends. / Herr, der du unser Heiland bist, stehe uns bei, / erlöse uns und vergib uns unsere Sünden / um der Herrlichkeit deines Namens willen. Halleluja!“