Hintergrund

Im Interview: David Wieberneit

Im Oktober wurde David Wieberneit zum Vorsitzenden der Fördergesellschaft Windsbacher Knabenchor (FÖG) gewählt. Er war selbst als Sänger in Windsbach und erzählt im Interview, wie ihn diese Zeit geprägt hat.

Herr Wieberneit, von wann bis wann waren Sie in Windsbach?

Von 1980 bis 1991.

Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Da sind Freunde und Erzieher, die Schule, und natürlich der Chor, der sicherlich einen ganz großen Teil meiner Erinnerungen einnimmt: die intensive Probenarbeit, besondere Konzerterlebnisse, zahlreiche Plattenaufnahmen und nicht zu vergessen die phantastischen Konzertreisen. Man hat immer Menschen um sich herum, die zwar sehr unterschiedlich sind, mit denen man aber eine Gemeinsamkeit verbindet: zusammen auf höchstem Niveau Musik zu machen und das Publikum zu begeistern. Man findet Freunde, auch fürs Leben, auf die man sich immer verlassen kann.

Wie hat Sie Windsbach geprägt?

Die Zeit hier hat mich sehr nachhaltig und positiv geprägt. Und zwar für mein ganzes Leben. Ich habe in Windsbach gelernt, was es heißt, sich aufeinander zu verlassen. Dass man gemeinsam mit Gleichgesinnten vieles erreichen und schaffen kann, was man alleine nie bewerkstelligen könnte. Und letztlich wie viel Spaß es macht in so einer Gemeinschaft heranzuwachsen.

Im Berufsleben werden immer die berühmten Softskills, also persönliche, soziale und methodische Kompetenzen, verlangt. Was kann Windsbach hier leisten?

Die Zeit im Chor und die Erfahrungen, die ich dort sammeln konnte, kommen mir bis heute auch im beruflichen Alltag zugute. Jeder nimmt ja in der Gesellschaft eine bestimmte Rolle ein. Das findet man auch im Chor wieder: Da gibt es welche, die aufgrund stimmlicher oder eben persönlicher Begabung eine Führungsrolle oder Vorbildfunktion in einer Stimmgruppe haben; und dann gibt es die, die im Chor mit dem Studium der Chorliteratur und im Gesang wachsen und den Chorklang ausmachen. Die sind mindestens genauso wichtig, denn ein Chor, der nur aus tragenden Rollen besteht, ist kein Chor, sondern ein Solistenensemble. Jeder hier lernt und erkennt, was er leisten kann und wo sein voller Einsatz gefragt ist. Und in einem Ensemble wie dem Windsbacher Knabenchor bekommt man schon sehr früh ein gutes Gespür dafür vermittelt, was es heißt, Mitverantwortung für etwas großes Gemeinsames zu übernehmen.

Seit wann sind Sie Mitglied der FÖG und was hat Sie motiviert einzutreten?

1991 habe ich in Windsbach Abitur gemacht und seitdem bin ich Mitglied der FÖG. Und zwar aus einer ganz persönlichen Motivation: Meinen Eltern war es zeitweise nicht möglich mir den Aufenthalt im Windsbacher Internat komplett finanziell zu ermöglichen. Wäre die FÖG hier nicht unbürokratisch mit einem Stipendium eingesprungen, hätte ich meine Laufbahn in Windsbach wohl vorzeitig beenden müssen. Die FÖG hat also dazu beigetragen, dass ich meine Kindheit und Jugend in diesem großartigen Chor und Internat erleben durfte. Mit meiner Mitgliedschaft in der FÖG kann ich davon etwas zurückgeben.

Sie engagieren sich schon länger im Vorstand. Warum ist die Arbeit der FÖG so existentiell für den Chor?

Die Arbeit ist deswegen so wichtig, weil sie mehrere unverzichtbare Förderaufgaben wahrnimmt. Wie gesagt hilft sie Eltern begabter Kinder, ihre Söhne nach Windsbach zu schicken, auch wenn sie das finanziell nicht aus eigener Kraft stemmen können. Daneben finanziert sie Nachhilfe, die Choristen bei schulischen Problemen unter die Arme greift. Und sie ist auch immer dann ein verlässlicher Ansprechpartner für den Chor, wenn finanzielle Mittel für besondere Projekte benötigt werden – sei es bei der Mitfinanzierung einer Reise oder einfach bei der Anschaffung eines Satzes neuer Partituren. Außerdem leistet die FÖG mit Stellenfinanzierungen einen entscheidenden Beitrag für die Kontinuität in der musikalischen und pädagogischen Arbeit des Chores und im Internat.

Sie haben in Ihrem Weihnachts-Rundschreiben jüngst dafür geworben, die Mitgliederzahl zu steigern. Wie kann das funktionieren?

Weihnachten steht vor der Tür und da darf man sich ja etwas wünschen. Ich habe den Wunsch, dass wir es über die Zeit schaffen, unsere derzeit gut 900 Mitglieder zu verdoppeln. Ich weiß, dass das ein ambitioniertes Ziel ist. Aber auch aus einer Utopie kann ja Wirklichkeit werden. Wenn jedes Mitglied der FÖG im eigenen Freundeskreis nur einen einzigen Menschen davon überzeugt die FÖG zu unterstützen, dann liegt das Ziel ganz nah und real vor uns. Ich bin sicher, dass es noch viele Musikbegeisterte Menschen gibt, die sich der FÖG gerne anschließen, wenn sie nur darauf aufmerksam gemacht werden und von der tollen Arbeit, die hier auf und hinter der Bühne geleistet wird, erfahren. Ich verstehe dass es Menschen gibt, die gerade in der jetzigen Zeit jeden Euro zwei Mal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgegeben. Ich denke aber, ein Jahresbeitrag von 30 Euro stellt für die meisten Interessierten kein wirkliches Problem dar. Ich will einfach die Idee in möglichst viele Köpfe bringen, dass es eine schöne und wichtige Aufgabe ist, diesen Knabenchor zu unterstützen. Dabei setze ich ganz klar auf eine breitere Masse, nach dem Motto: Aus vielen kleinen Beiträgen kann eine schöne, große Spendensumme anwachsen.

Abschließend bitte ich Sie, zwei Sätze zu ergänzen. Der erste beginnt so: „Windsbacher sollte man werden, weil …“

… musikalisch Begabte hier ideal gefördert werden und man dabei nicht nur singen lernt, sondern auch auf das ganze Leben vorbereitet wird – besser als in allen anderen Schulen, die ich mir vorstellen kann.

Und der zweite Satz fängt an mit: „FÖG-Mitglied sollte man werden, weil …“

… man dadurch langfristig die Arbeit und den Erhalt dieser tollen Einrichtung mit unterstützen und gewährleisten kann.

Herr Wieberneit, vielen Dank für das Gespräch.